12 Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind kürzlich zu einer Neujahrs-Pilgerwanderung aufgebrochen. Unter dem Motto „Im Vertrauen starten“ spazierten sie mit Pilgerbegleiterin Susanne Höpfl zu verschiedenen Kapellen in Waldkirchen.
Los ging es am Bibelgarten im Stadtpark. Hier hörten die Pilger ein paar Gedanken zur Schnelllebigkeit des Weihnachtszaubers: „Gerade erst wurde der Retter der Welt geboren, und schon wird er wieder entsorgt, der Weihnachtsstimmung ist genüge getan; schnell zum nächsten wichtigen Ereignis weitereilen – Silvester. Bloß nicht innehalten, nachdenken, Mensch werden.“ Mit der Einladung, kurz innezuhalten und über das Gehörte nachzudenken, machte sich die Gruppe auf den Weg zur Lourdes-Kapelle.
Hier erzählte Kapellenpfleger Josef Saiko sen. über die Entstehungsgeschichte der Kapelle und drückte sein Bedauern über deren Verfall aus. Bis vor einigen Jahren hat der Hausmeister der ehemaligen Hauptschule die Kapelle gepflegt. Er hatte seine Wohnung direkt an der Schule. Seit es die Hausmeisterwohnung nicht mehr gibt, ist auch die Pflege der Kapelle weggefallen. „Ein paar fleißige Frauen halten die Kapelle sauber und sehen ab und an nach dem Rechten. Aber regelmäßig notwendige Sanierungen finden nicht mehr statt. Mein Sohn und ich kümmern uns bereits um zwei Kapellen, eine dritte ist finanziell und zeitlich leider nicht drin“, bedauerte er.
Die ganz besondere Stimmung ist allerdings bis heute erhalten geblieben. Susanne Höpfl erzählte den Teilnehmern in der Kapelle vom Wunder von Lourdes. Obwohl die Quelle in dem bekannten Ort keine anerkannte Heilwirkung hat, pilgern jedes Jahr Tausende Kranke und deren Angehörige dorthin, um um Heilung zu bitten. Bis heute soll es 60.000 Heilungen gegeben haben, 6.000 davon sind dokumentiert, 2.000 medizinisch unerklärlich.
„Was aber sagt uns das Wunder von Lourdes?“, fragte die Pilgerbegleiterin die Gruppe und fasste zusammen: „Egal, wie die Prognosen gerade sind, wir dürfen immer glauben und hoffen.“
Nach einem gemeinsamen Lied ging es weiter zur Karoli-Kapelle. Dort hörten die Teilnehmer die Geschichte von einer Nacktschnecke, die sich ein Haus wünschte. Als sie eines bekommen hatte, vermisste sie allerdings ihre Freiheit und gab das prächtige Haus freiwillig wieder her. „Um glücklich zu sein, brauche ich kein Haus. Mein Glück ist es, mich unbeschwert und frei zu bewegen“, so das Fazit der Schnecke.
Im Schweigen dachten die Pilger darüber nach, was sie glücklich macht und was sie heute, in den letzten Tagen und auch im ganzen Leben bereits erlebt haben, wofür sie dankbar sind. Mit einem gemeinsamen Gebet und dem bekannten Lied „Danke für diesen guten Morgen“, das kurzerhand zu „Danke für diesen schönen Abend“ umgetextet wurde, beendete die Gruppe diesen Impuls.
Nächster Halt war die Zwieselholzkapelle, wo es um ein Zitat des Heiligen Konrad von Parzham ging, der einst sagte: „Ich nehme alles mit Dank vom lieben Himmelvater an, seien es die Leiden oder Freuden, er weiß wohl was besser ist für uns.“
Bei einem prächtigen Abendrot und einbrechender Dämmerung machte sich die Gruppe auf den Weg zur letzten Station, der Kapelle im Bahnholz. Dort trug die Pilgerbegleiterin im Dunkeln „Gedanken einer Kerze“ von Albert Höntges vor. In dem Text erklärt eine Kerze, dass sie zwar kürzer wird, wenn sie brennt, aber sie nur so ihren Sinn erfüllen kann. Die Kerze beendet ihre Gedanken mit folgendem Aufruf an die Menschen: „Lasst euch deshalb Mut machen und anzünden, brennt und leuchtet und wärmt. Das ist der Sinn eures Lebens, wie es der Sinn einer einfachen Kerze ist. Und wenn ihr Zweifel habt, ob das stimmt, dann zündet eine Kerze an und schaut in die lebendige Flamme.“
Jeder Teilnehmer bekam anschließend eine Kerze, die er am Friedenslicht, das bereits in der Kapelle vorbereitet war, entzünden durfte. Im Kerzenlicht sang die Gruppe gemeinsam das Lied „Wie eine Kerze leuchtet“ und machte sich dann mit wenigen Taschenlampen und vielen brennenden Kerzen auf den Weg zurück zum Stadtpark.
Nach dem Segensgebet warteten bereits die fleißigen Helfer der Pilgerbegleiterin mit Fackeln, heißen Getränken und einer kleinen Brotzeit auf die Gruppe.
„So ein gelungener Nachmittag“, zeigte sich eine Teilnehmerin begeistert. „Meine Schwester hat mich überredet, mit ihr mitzugehen. Und dann haben wir hier so viele nette Menschen kennengelernt, haben gute Gedanken mit auf den Weg bekommen und wurden sogar noch mit einer Brotzeit überrascht. Einfach schön.“
Informationen über weitere Pilger- und Wallfahrtsangebote gibt es auf der Homepage der Pfarrei Waldkirchen.